Das Foto zeigt eine Rekonstruktion im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee. Bereits in der Jungsteinzeit, 4.000 v. Chr., gab es komplizierte Fachwerkkonstruktionen. Die Jäger und Sammler machten sich sesshaft und stellten Pfostenbauten auf. Mittelpfosten und Wandpfosten wurden aus Astgabeln gebaut, in die Pfetten eingelegt und festgebunden. Diese trugen das Dach. Außenwände waren aus Reisig, mit oder ohne Lehmbewurf. Die Pfosten wurden eingegraben und kamen ohne Streben aus, aber die verrotteten schnell und mussten ständig ausgetauscht werden. 3000 v. Chr. begann man vom Pfosten- zum Ständerbau überzugehen, dabei wurden die Pfosten nicht mehr eingegraben, sondern auf den Boden aufgestellt. Die Holzverbindungen wurden mit Seilen hergestellt.
Vom erdfesten Pfahl- und Pfostenbau entwickelten die Menschen die Häuser zum mobilen Ständerbau weiter. Heute spricht man von Immobilien, ein Fachwerkhaus dagegen galt als „Mobile Habe“, die auf- und auch wieder abgebaut werden und somit versetzt werden kann.
Um das Jahr 1000 herum entwickelte man die Geschossbauweise. Die „eingeschossenen“, durch die Ständer hindurchgeführten Hölzer, wurden an der Außenseite so befestigt, dass sie nicht mehr zurückrutschen konnten. Auf diese Hölzer, die Deckenbalken, wurden die Latten gelegt und schufen dadurch ein Geschoss, in dem die Schlafstätte eingerichtet wurde. Der Rauch der offenen Feuerstelle in der Mitte des Hauses sammelte sich dort oben unter der Dachschräge, allerdings war es dort im Winter auch am wärmsten und unten war mehr Platz, um Vorräte unterzubringen. Die Geschossbauweise wurde bis ins späte 13. Jahrhundert praktiziert.
Ab dem frühen 14. Jahrhundert ist die Rähmbauweise nachgewiesen. Während der Gotik bauten die Zimmerleute dann mit weiten Auskragungen, die durch Knaggen abgefangen wurden. Diese Bauweise war nur im Fachwerkbau möglich, nicht aber im Steinbau. Jeder Bauherr wollte im Straßenverlauf die Nase vorn haben. Darum kamen sich die Häuser in den immer enger werdenden Straßen gefährlich nah.
Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Häuser optisch vertikal ausgerichtet. Der Wettbewerb von technischen Weiterentwicklungen der Zimmerer war um 1550 beendet, seitdem galt Fachwerk als konstruktiv ausgereift. Die ersten Dekorformen der Renaissance und deutliche Anfänge von Verzierungen im Fachwerkbau machten die Hausforscher im Harzraum sowie in Mittel- und Süddeutschland aus.
Die Renaissance bildete den Höhepunkt der Fachwerkbaukunst und Ausschmückung. Schiffskehlen, Radstreben, üppige Inschriften und die Darstellung von Berufsstand und Hausmarken „plakatierten“ die Fassaden.
Der auskragende Ständergeschossbau der Gotik wurde während der Renaissance durch die Stockwerksbauweise verbessert. Nach dem 30-jährigen Krieg begann die Epoche der barocken Bauweise, die im Klassizismus verändert, im Historismus wiederentdeckt und mit Zierwerken der Gotik und Renaissance noch einmal seine alle künstlerischen Möglichkeiten ausschöpfte.
Mit dem Bauboom der 1960er Jahre kam der Fachwerkbau in Vergessenheit. Massivbauten wurden „hochgezogen“, der Zimmermann setzte den Bauwerken nur noch die hölzerne Dachkonstruktion auf. Mit dem Richtspruch sprach und spricht er dem Bauwerk und den Bauherren bis heute den Segen aus. Und ganz gleich, ob Industriebau oder Privatbau, darauf will auch heute noch niemand verzichten.