
SAMMLUNG BUCHHEIM
Die Sammlung des Buchheim Museums ist online! Seit September 2019 werden kontinuierlich Werke eingestellt.
EXPRESSIONISTEN
Die Sammlung Buchheim umfasst ein außergewöhnlich breites und qualitativ herausragendes Spektrum expressionistischer Kunst. Durch eine Welttournee in den 1980er Jahren wurde die Sammlung international bekannt.
Den Schwerpunkt bilden Werke der Maler Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein, die - vorübergehend auch Emil Nolde und Otto Mueller – zur „Künstlergruppe Brücke“ (1905-1913) gehörten. Sie suchten durch knappe und kühne Formen, Flächenhaftigkeit, Monumentalität und Starkfarbigkeit den Ausdruck ihrer Kunst zu steigern. Damals protestierten die jungen Maler, die „unmittelbar und unverfälscht“ das wiedergeben wollten, „was sie zum Schaffen drängt“, gegen die offizielle Kunst der wilhelminischen Ära. Heute zählen ihre Werke zu den Klassikern und markieren den Beginn der Moderne in Deutschland.
Anhand der reichen Bestände der Sammlung Buchheim kann nicht nur die künstlerische Entwicklung der einzelnen Maler bis in die 20er Jahre verfolgt werden. Die gemeinsame Präsentation von Gemälden und Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken führt die Bedeutung der Grafik für die Malerei vor Augen. Und dokumentiert zugleich eindrucksvoll, dass der Rang expressionistischer Grafik an Umfang und Qualität nur mit den Holzschnitten und Kupferstichen der Dürerzeit vergleichbar ist.
Auch die Vorläufer der Expressionisten hat Buchheim gesammelt: Lovis Corinth steigert in seinem 1904 entstandenen Bild „Tanzender Derwisch“ den impressionistischen Duktus zu expressiver Malgeste. Im Bereich der Einzelgänger sind vor allem Max Beckmann und Christian Rohlfs in der Sammlung Buchheim mit einer außergewöhnlichen Werkauswahl zugegen. Rohlfs kostbare Aquarelle können nur alle paar Jahre gezeigt werden. Die Gemälde von Beckmann hingegen sind immer zu sehen und werden von einem ständig wechselndem, reichen Bestand an Grafik - darunter die berühmte Grafik „Selbstbildnis mit steifem Hut“ – begleitet.
Die Vorläufer des „Blauen Reiter“, die „Neue Künstlervereinigung München e.V.“ ist mit Alexej Jawlenskys „Kopf in Blau“ (1912) und einigen anderen Werken gegenwärtig.
Buchheim hat schon in den 50er Jahren – im Gegensatz zur kunsthistorischen Forschung - den Expressionismus als eine breitgefächerte Bewegung verstanden, die nicht mit der Auflösung der „Brücke“ im Jahre 1913 endet.
Die Sammlung umfasst deshalb auch Arbeiten der sogenannten zweiten Expressionistengeneration, unter anderem von Max Kaus, der Heckel als Sanitätssoldat in Flandern begegnete, oder von den politisch gesinnten Malern der „Dresdner Sezession“. Der junge Otto Dix gehörte zu ihnen bis es ihn in den 1920er Jahren nach Düsseldorf verschlug. Mit einer Reihe einzigartiger Aquarelle, fünfzig Radierungen der Mappe „Der Krieg“, Zeichnungen und Lithografien bildet das Schaffen Dix einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung Buchheim.
Die Sammlung Buchheim wird seit 2017 durch die Werke der Sammlung Gerlinger ergänzt.
WIESENPFADE DER KUNST
Die „Wiesenpfade der Kunst“, so Buchheim , hätten ihn manchmal mehr interessiert als die ausgetretenen Hauptwege. Das Buchheimsche Museumskonzept will dem Besucher nicht nur das Gesamtkunstwerk eines sammelnden Malers vor Augen führen. Die Zusammenschau soll darüber hinaus anschaulich machen, daß die Entwicklung der Moderne wesentliche Anregungen durch Volkskunst und Völkerkundliches erfuhr: Den Brücke-Malern wie auch Picasso waren afrikanische und ozeanische Masken und Skulpturen eine wichtige Inspirationsquelle, die Künstler des Blauen Reiter setzen sich auf ihrem Weg zur Abstraktion mit Hinterglas- und Votivbildern, Kinder- und Dilettantenzeichnungen, Asiatica und ägyptischen Schattenspielfiguren auseinander.
Das bescheiden als „Nebensammlungen“ bezeichnete Kaleidoskop volks- und völkerkundlicher Stücke umfasst Hinterglasbilder, Jugendstilvasen, Karusselltiere, an die dreitausend Paperweights (gläserne Briefbeschwerer), unüberschaubare Mengen von populärer Druckgraphik, Bauernschränke, Porzellan, Keramik, Glas, Textilien und Schmuck aus aller Welt, Skulpturen, Masken und Kultgegenstände aus Afrika, indonesisches Schattenspiel, chinesische Tuschzeichnungen, japanische Holzschnitte, Plakate und vieles andere mehr. Und Arbeiten von Autodidakten: von dem virtuosen Holzbildhauer Hans Schmitt, dem Bauernmaler Max Raffler, dem Bauchredner Muskat oder dem Pariser Hector Trotin.
Auf einen einfachen Nenner lässt sich dieses einzigartige, von Buchheim installierte Szenario nicht bringen, wenngleich seine Begeisterung für ausdrucksstarke und farbintensive Arbeiten, für aufwändige handwerkliche Techniken sowie die vielfältigen Formen von Alltags- und populärer Kunst gangbare Wege durchs Chaos andeutet.
DER MALER UND KÜNSTLER LOTHAR-GÜNTHER BUCHHEIM
Der wahre Zugang zu den Buchheimschen Sammlungen eröffnet sich über den Maler und Künstler Lothar-Günther Buchheim. Denn Buchheim, als Knabe ein malendes Wunderkind, ist purer Augenmensch. Das, was er sieht und mit dem Auge wahrnimmt, ist Thema seiner Bilder und Fotografien und auch seiner Romane. Sehen ist seine Möglichkeit, die Welt zu erfahren und zu begreifen. Mit jedem neuen und anderen Stück, das in seine Sammlungen wandert, erobert er sich die Welt.
Buchheim sammelt nicht, er findet. Er klammert sich nicht an Ordnungen, Klassifizierungen von wertvoll oder wertlos oder Kategorien von „niederer“ und „hoher“ Kunst. Noch beschränkt und spezialisiert er sich auf einige wenige Gebiete. Buchheim ist offen für die Fülle des Lebens. Und immer bereit, über die Formenvielfalt der Natur und die unendliche Erfindungsgabe des Menschen zu staunen.