Vom Baumhaus zum Spielplatz
Am Anfang stand der Birnbaum. Genauer: es stand ein Sielminger Birnbaum in der Toräckerstraße. So fängt die Geschichte der Jugendfarm an. Und auf dem Birnbaum befindet sich ein Baumhaus, von Kindern gebaut. Denn das letzte unbebaute Grundstück in ihrer Straße wird überhaupt nicht genutzt. Kai und seine Freunde spielen Tag für Tag Abenteuer auf dem Baumhaus. Das wiederum hat den Besitzer der Wiese geärgert. Und kurzerhand sägt er am 19. April 1980 den Baum um - ohne Grund.
Hauptsache, das Baumhaus fällt mit dem Birnbaum.
Da waren die Eltern vielleicht sauer. Dreizehn Kinder aus der Toräckerstraße demonstrieren und stellen einen Papp-Baum auf die Wiese. Damals gab es in Filderstadt noch das monatlich erscheinende Alternativblättle „Filderbüttel“. Die Mütter erzählen die Geschichte den jungen Zeitungsmachern. Und die helfen tatkräftig. Sie berichten den Müttern, dass die Stadt gerade einen Spielplatzplan verabschiedet hat mit der Absicht, einen „Abenteuerspielplatz“ einzurichten, „unter der Voraussetzung, dass sich ein Trägerverein bildet“.
Gesagt, getan. Gemeinsam sucht man in Filderstadt nach Verbündeten für diesen Abenteuerspielplatz. Im Juni 1980 erstes Treffen im Kindergarten in Sielmingen. Der damalige Kulturbügermeister empfiehlt dem Förderkreis, unbedingt einen Verein zu gründen. „An den Mitteln soll es nicht scheitern“, heißt es. Also wird im Juni 1981 der heutige Verein „Jugendfarm“ gegründet, sozusagen auf Wunsch der Stadt. Zwei der damaligen Gründungsmitglieder sind heute nach 22 Jahren immer noch aktiv dabei.
Mit der Stadtverwaltung beginnt die Suche nach einem Gelände. Das „Klinkernfeld“ in Bernhausen kommt ins Gespräch, der Naturschutzbeauftragte der Stadt ist dagegen. In den Sommerferien 1982 beginnt der Elternverein alljährlich auf dem Sielminger Festplatz für eine Woche einen Hüttenbauplatz aufzubauen: Holz, Werkzeug und Nägel werden angekarrt. Sehr arbeitsaufwendig, aber sehr erfolgreich - viele Kinder und deren Eltern werden damit angesprochen. Beim Abbau der Hütten kullern Kindertränen, alle Hütten müssen am Ende der Ferien verbrannt werden.
Im Mai 1983 lehnt der Gemeinderat mit 16:13 Stimmen die Einrichtung einer Jugendfarm aus finanziellen Gründen ab: Der damalige Rathaus-Chef legte den Räten eine überhöhte Kostenrechnung vor. Rückschlag für die Idee, die Aktiven hängen durch. Filderstadt erhält einen neuen Oberbürgermeister, das Projekt gewinnt an Fahrt. „Jugendfarm fällt Landwirtschaftslobby zum Opfer“ titelt die Stuttgarter Zeitung im Oktober 1984: Der Gemeinderat will sich mehrheitlich mit der Einrichtung einer Jugendfarm neben dem Gymnasium in Bernhausen nicht befassen und vertagt die Entscheidung.
Aber irgendwann klappt es doch noch. Mehr durch einen Zufall. Ein Rechtsanwalt bietet Anfang 1985 einen Aussiedlerhof in Bonlanden an, der Gemeinderat lässt sich überzeugen und genehmigt im Sommer 295.000 Mark für den Umbau des Bauernhofs und die Einrichtung der Jugendfarm. Im Oktober 1985 beginnt ein aktiver Kern von Eltern mit dem Umbau. Presslufthämmer dröhnen: Im ehemaligen Schweinestall entsteht der Gruppenraum mit Küche, zwei Werkräume, das Büro und die Sattelkammer. Der Kuhstall wird pferdegerecht verändert. Auf dem Gelände fährt die Planierraupe auf und ebnet den Reitplatz. Im Mai 1986 beginnt der erste Pädagoge mit einer Art Probebetrieb parallel zu den Bauarbeiten. Die Eltern sind jedes Wochenende am Bauen.
Am 18. Oktober 1986 wird die Jugendfarm offiziell mit Pferden, Enten und Hasen eröffnet. Ziegen- und Eselnachwuchs folgen. Seitdem lebt die Einrichtung mit Höhen und Tiefen, mit Gesprächen über Sauberkeit und neuen Angeboten, sie verändert sich wie die Kinder auf ihr auch. Mehrere Generationen von Kindern haben in den zehn Jahren die Farm genutzt, sind mit ihr groß geworden. Noch immer lebt die Farm auch durch das Engagement der Eltern, die zusammen mit den zweieinhalb festangestellten Pädagogen den Betrieb organisieren. Der Zuspruch an Kindern ist weiterhin ungebrochen, noch immer braucht es aktive Eltern für die Morgenfütterung der Tiere und den Reparaturen auf dem Platz. Der abgesägte Birnbaum von Sielmingen 1980 ist in ein sehr lebendiges Spielplatz-„Biotop“ aus Kindern und Tieren aufgegangen.

Tel: 0711 7775367

jugendfarm@gaia.de

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In der Schulzeit:
Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr
Samstag 11 bis 18 Uhr

In den Ferien: 
Dienstag bis Samstag 12 bis 18 Uhr

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